Auf der jüngsten Sitzung der Kirchenkreissynode (früher Kirchenkreistag) im neuen Treffpunkt am Kirchhof in Rotenburg stand der Abschiedsbesuch von Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy im Mittelpunkt. Der 66-Jährige tourt kurz vor seinem Ruhestand noch einmal durch alle neun Kirchenkreise im Sprengel Stade. Brandy hatte 15 Jahre lang die geistliche Leitung und Aufsicht im Sprengel Stade inne und betonte, dass er gerade Rotenburg in besonderer Erinnerung behalten würde. Dort war er während seiner Amtszeit besonders oft gewesen. „Das lag an der Diakonie, die für unseren Sprengel und auch für die ganze Landeskirche eine herausragende Rolle spielt“, sagte er. Brandy gehörte zum Kuratorium der Stiftung der Rotenburger Werke und zum Kuratorium des Diakonissenmutterhauses.
Der Landesbischof brachte aber nicht nur Abschiedsworte mit in die Kirchenkreissynode, er wandte sich auch mit einigen Gedanken zur Zukunft der Kirche an die Delegierten. „Wir erleben viel Veränderung in der Kirche. Und doch: Wenn ich zurückschaue, finde ich beinahe erstaunlich, wie viel gleich geblieben ist an den Grundstrukturen“, stellte Brandy fest. Dazu sei rechtlich vieles überreguliert. „Viele Dinge sind nur existent, wenn sie im „Amtsblatt“ veröffentlicht sind“, sagte er. „Das wird in einer kleiner werdenden Kirche so nicht bleiben können. Und zwar, weil wir dann an den Verwaltungslasten ersticken – das tun wir ja heute schon in Teilen“, sprach Brandy Klartext. Aber die Diskussion, wo Kirche freier und spontaner werden, weniger Institution und mehr Organisation und Bewegung sein könne, käme nach Brandys Beobachtung jetzt in Fahrt.
Auch der Mitgliederverlust, der zu einem verringerten Budget führt, würde die Kirche verändern. In der Landeskirche Hannovers liegen die Einsparvorgaben für jeden Kirchenkreis bei minus 30 Prozent bis 2035. Doch Brandy zeigte sich zuversichtlich: „Wenn ich zurückschaue, fällt mir auf: Unsere Kirche musste immer wieder reagieren – und sie konnte es.“ Als Beispiele nannte der Landesbischof den großen Zustrom von Geflüchteten 2015/16, in der die Gemeinden und die Diakonie in beeindruckender Weise für die Menschen da gewesen wären. Und er nannte die Coronazeit, in der die Gemeinden und die ganze Kirche in kurzer Zeit neue Angebote ersonnen und sich auch den Bereich des Digitalen neu erobert hätten.
„Unsere Kirche wird deutlich kleiner und ärmer und sie wird sich sehr verändern“, war das Fazit des Regionalbischofs. Aber ihm sei deswegen nicht bange, denn er sehe sehr viele Menschen fröhlich am Werk. In der anschließenden Diskussion war zu merken, dass auch die Verantwortlichen für die evangelisch-lutherische Kirche im Kirchenkreis Rotenburg keine Angst vor Veränderung haben und engagiert nach guten Lösungen auf regionaler Ebene suchen.