Message in a bottle

Nachricht Rotenburg, 16. Juli 2020

Message in an Bottle

Urlaub am Meer. Spaziergang am Strand. Stöbern im Strandgut. Eine Weinflasche voraus. Verkorkt. Mit was drin. Ein Papierröllchen leuchtet hervor. Eine Flaschenpost!

Es war nicht die erste, die ich fand. Manche Botschaften sind flapsig: „Hallo Landratten, wir kommen gerade von der Karibik. Schöne Grüße, Euer Käpt’n!“ Ein Brautpaar möchte seine Freude teilen: „Bitte schicke diese Post mit den Hochzeitswünschen unserer Gäste an uns zurück.“ Wieder andere nutzen die Flaschenpost als Umfrage-Instrument: „Wonach sehnst Du Dich? Ich würde mich freuen, von Dir zu hören!“

Solche Absender wünschen sich Antwort. Andere führen eine Art Selbstgespräch – etwa im Wunsch „dass ich eine Leidenschaft entdecke“. Aber ich fand auch eine Flaschenpost, die in ganz andere Welten schwimmen sollte: „Mein allerliebster Papa, heute wärst du 63 geworden. Es war so schön mit dir, nachdem ich ausgezogen war. Du hättest mir noch sehr viel helfen können. Aber ich werde immer in meinem Leben denken: Was hätte Papa gesagt? Und das ist mir ein heiliger Maßstab.“

Ich war angerührt, als ich dies las. Ich war nicht der Adressat und doch Empfänger einer Botschaft – eines Menschen, der sein Herz ausschüttet. Hatte ich einen Fehler gemacht, als ich die Flasche aufhob und ihren Inhalt zur Kenntnis nahm?  

Nein! – Der Philosoph Theodor W. Adorno schrieb einst, dass der Absender einer Flaschenpost seine Botschaft losschickt, obwohl er den Empfänger gar nicht vor Augen haben kann. Er schickt sie dennoch los, auf Hoffnung hin: Sie wird schon in die richtigen Hände kommen.

Gut so! Freude teilen, von Sehnsüchten erzählen, sein Herz ausschütten – in der Hoffnung, dass sich ein Ohr auftut: Das nennt man auch Beten.

 

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