
Wie geht es Ihnen mit leeren Schubladen? Überlegen Sie gleich, womit Sie sie befüllen können? Oder freuen Sie sich darüber, dass da ein freier Raum ist: Platz zwischen vollen Regalen, Kommoden, Schränken? Eine freie Fläche unter dem Küchentisch oder dem Schreibtisch.
In diesen Tagen und Wochen gehen wir mit Leere um, müssen damit umgehen.
Ich leide unter dem leeren Raum zwischen uns Menschen. Und ich freue mich über einen leeren Himmel, voller Blau, mache Pläne, wie ich die Zeit fülle, im Home Office. Vor allem aber in der Zeit danach,
wenn es keine erzwungene Leere mehr gibt. Und ich denke oft an Menschen, die unter der Leere dieser Zeit leiden, Vielfach und oft unaussprechlich.
Ich sehe meine leere Schublade.
Sie ist wie schaumbekrönte Wellen, die auf dunkel - feuchtem Sand auslaufen.
Ist wie ockerfarbene Seide, über die ich mit der Hand streichen möchte
Ist voller Luft.
Ist voll von Erinnerungen - ich lasse sie in Ruhe und frage nicht.
Ist von 5 Seiten von Eichenholz begrenzt - ich streiche nicht darüber.
Sie hat zwei schwarze Stielaugen.
Mit denen könnte ich sie bewegen
- tu ich aber nicht.
Ich stehe vor der Leere meiner Schublade.
Ein wenig fange ich an zu wanken - vorwärts und rückwärts und vorwärts und rückwärts,
meditierend über die Leere.
So könnte es lange weiter gehen.
Leere macht mich still.
Lehrt mich Stille beten?
Søren Kierkegaard sagt:
„Als mein Gebet
immer andächtiger und innerlicher wurde,
da hatte ich immer weniger und weniger zu sagen.
Zuletzt wurde ich ganz still.
Ich wurde,
was womöglich noch ein größerer Gegensatz
zum Reden ist,
ich wurde ein Hörer.
Ich meinte erst, Beten sei Reden.
Ich lernte aber,
daß Beten nicht bloß Schweigen ist,
sondern hören.
So ist es:
Beten heißt nicht sich selbst reden hören.
Beten heißt:
Still werden und warten,
bis der Betende Gott hört.