AN-DENKEN – das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung
Ein paar schöne Muscheln vom Strand, ein besonderer Stein von einer Bergwanderung, eine getrocknete Blume. An-Denken tun uns gut, egal, ob mit Worten oder handfesten Dingen. Sie schaffen Zusammenhalt entgegen aller Trennung. Ich weiß, wohin ich gehöre, habe Anteil an meinen Mitmenschen. Ich bin kein loser Papierfetzen, flatternd im Wind, sondern ein Stein, den andere wahrnehmen, auf den sie bauen können. Meine Verbundenheit gibt mir Stärke und Verantwortung zugleich.
„Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst?“ (Psalm 8,5) fragt der Psalmbeter Gott. Und staunt über den großen Gott, der niemals einen Menschen vergisst. In Gottes Gedanken bleiben Schöpfer und Geschöpf verbunden. Nichts trennt uns; selbst unser Vergessen, Verdrängen oder unsere Gedankenlosigkeit nicht.
Der 27. Januar ist ein deutscher und internationaler Gedenktag. Vor 75 Jahren befreite die Rote Armee die letzten Überlebenden aus dem KZ Auschwitz. Auf einer Tafel der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem steht zu lesen: Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung. Ein erlösender, befreiender Blick in die Zukunft gelingt nur mit einem ehrlichen Blick in die Vergangenheit. Kein belangloses Zurückschauen ohne Wirkung auf die eigene Person. Vielmehr ein Gedenken, das den Menschen hineinzieht. Filme, Bücher, letzte Überlebende erzählen aus verschiedenen Blickwinkeln, was damals geschah. Auszüge aus einer Geschichte, die auch meine Geschichte ist. „Denk an uns!“